FRANZ-KAFKA-ARCHIV
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Franz Kafka

Gedichte



In der abendlichen Sonne
sitzen wir gebeugten Rückens
auf den Bänken in dem Grünen.
Unsere Arme hängen nieder,
unsere Augen blinzeln traurig.

Und die Menschen gehn in Kleidern
schwankend auf dem Kies spazieren
unter diesem grossen Himmel,
der von Hügeln in der Ferne
sich zu fernen Hügeln breitet.




"Wenn du vor mir stehst und mich ansiehst,
was weißt du von den Schmerzen,
die in mir sind und was weiß ich von deinen.
Und wenn ich mich vor dir niederwerfen würde
und weinen und erzählen,
was wüßtest du von mir mehr als von der Hölle,
wenn dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich.
Schon darum sollten wir Menschen voreinander
so ehrfürchtig, so nachdenklich stehen,
wie vor dem Eingang zur Hölle".




"Auch ist das eigentlich nicht Liebe, wenn ich sage,
dass du mir das Liebste bist;
Liebe ist, dass du mir das Messer bist,
mit dem ich in mir wühle."





Die Welt
sie dreht
Die Menschen
drehen nach oben und unten
Ich fliege, entfernt aller und sehe sie drehen
und stehe

Es ist ein Stöhnen und Jauchzen in der Welt,
das nicht durch meine Augen dringt.
Sie sehen es. Ja.
Aber das nicht durch meine Augen dringt.

Die Menschen
sie lieben und leiden
Sie sind oben und unten
und in der Mitte
Innen und Außen
Ich Außen Mitte
Ich Innen

Die Sprache versagt,
schenke mir die Worte
die brauchbaren Worte.
Ich sehne mich nach ihnen und den Innenaugen

Die Welt sie dreht noch immer
Ich nicht
stehe im Jenseits,
im Nirgends




Schenkt sie mir
eure Liebe

ich
verdiene sie nicht und wüßte auch nicht,
warum ihr das tun solltet

Ihr
die ihr davon viel habt in euren
Geisten und Herzen und Körpern

Mir
schenkt ihr sie
unverdient
und ohne Sinn

Schenkt sie mir
eure Liebe

Bitte




Die Fragen, die die Menschheit
so ewig schon gequält
Sie scheinen nicht mehr wichtig
wenn ist der Mensch vermählt

Die ewig Frage nach dem Sinn
und nach dem Mensch an siche
Sie scheinen weg vom Wind verweht
wenn dann der Mensch im Liche

Ach, könnt ich dieses Liche haben
und könnt das ein doch meine sein
Ich würde nimmer dieses fragen,
und leb mein Leben doch allein



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